Freitag, 5. Juli 2013

Am Container vor dem Tore



Ein erquickend Goethe-Gedicht rezitierend öffnete ich heute zur nächtlichen Stund' den ersten der sechs Container: 

Blumen mögen ruhig sprießen 
Reizend euer Haupt umzieren. 
Früchte wollen nicht verführen
Kostend will man sie genießen. 
Bis zum Rand gefüllt mit Tomaten, Eisbergsalaten und getrockneten Feigen. Charlotte, das müssen Sie wissen, sie liebt Feigen! Und mutige Männer, die sie vom Container pflücken auch. Heissa, das verheisst eine heisse Nacht fruktoser Glückseligkeit!
Ein weiterer Containergenosse, der gebenedeite und erwürdige Herr Hanscaspar Weazel vom Hohentann, stösst im munteren Stechschritt hinzu, und schmettert die zweite Strophe laut schallmeiend und passgenau ins Rund:
Bieten bräunliche Gesichter
Kirschen, Pfirsichen, Königspflaumen
Kauft! denn gegen Zung`und Gaumen
Hält sich Auge schlecht als Richter
Wie Brüder begrüssen wir uns, fallen uns lachend wie die Spitzbuben in der Endszene aus dem cineastischen Cellophanstreifen "Krieg der Knöpfe" um den Hals, tauschen unsere Hausfrauenerfahrungen aus und tratschen wie das Brünnlein vor dem Thore. Einmal mehr erschlagen werde ich ab der schieren Menge, will mich diesmal aber bescheiden, nehme nur Pfirsiche, Tomaten, Frühlingszwiebeln und besagte Feigen. Sonst bricht mir noch mein gutes Pferd "Sparkplug" vor Erschöpfung zusammen.
Kommt, von allerreifsten Früchten
Mit Geschmack und Lust zu speisen!
Über Rosen läßt sich dichten,
In die Äpfel muß man beißen.
 Frohgemut schreitet man nach hause, die Schätze zu geniessen (und da ist durchaus auch Charlotten mitgemeint).
Das Leben ist schön, ist es nicht? Ah, Charlotte, mein Herz!


Ein Liebchen ist der Zeitvertreib, auf den ich jetzt mich spitze. 
Sie hat einen gar so schlanken Leib und trägt eine Stachelmütze.

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