Sonntag, 17. März 2013

Revierkampf I


Als ich mich umsehe, steht da einer bei meinen Leuten, der nicht dazugehört. Einer mit einer roten Jacke. Sowas tragen meine Leute nicht. "Wer bist du denn, Mann!" fahre ich ihn an. Er zuckt zusammen. 

"Ich bin der Weazel" haucht das dünne Männchen. "Und das hier ist eigentlich mein Revier…" Ich schau ihn an wie eine alte Tante die gerade gepupst hat. "DEIN Revier? Nöt anymööre!" 

Das knickerige Männchen weiss nichts mehr zu sagen. Fast tut er mir leid. Er ist etwa 50, etwas vom Leben gebeutelt wie's scheint. "Hier, kannst den Klodeckel hier haben, will mal nicht so sein." Ich bin gerne grosszügig, wenn's mir nicht weh tut. Gierig schnappt sich Weazel die Packung mit der Klobrille drin. Enttäuschtes Gesicht. Das Scharnier am Sessel ist gebrochen. Er sieht mich fragend an. "Jaa, manche Sachen, die sie hier in den Container schmeissen, die sind tatsächlich kaputt. Hör mal, Weazel, du kannst den Spar im Nachbardorf haben, ist das klar? Nicht so sauber wie hier, der Container, dafür mehr Fertigpizzen und Sandwiches. Und die Brote vom Denner oben, aus dem roten Blechschrank, da kannst du nehmen was du willst. Dafür gibts du uns jeden Samstag einen Zehntel deiner Früchte und vom Gemüse ab, hast du mich verstanden? Und jetzt schleich dich!"

Es ist das erste mal, dass uns ein anderer Containerer in die Quere kommt. Ich bin ja eigentlich ein herzensguter Mensch, aber hier musste mal die Frontenlinie geklärt werden! Schleicht sich einer an uns ran, behauptet wir wären in SEINEM Revier. Er hatte Glück, dass ich nicht meine Tage habe, ansonsten hätten Zottel, Kiffmann und ich ihn etwas in den Container gesperrt. Da hätte er sich dann in aller Ruhe der schimmligen Erdbeerenlese widmen können.

Wir aber müssen weiter. Das hier ist sowieso nur ein Nebenschauplatz. Die wahre Musik spielt drüben in xxx Village, da holen wir jetzt Kleider, Schuhe und all den Kram, den sie sonst noch gekübelt haben. 

"MEIN Revier!" Tssss. Träum weiter, Weazel.