Samstag, 15. Februar 2014

Beim Biobauern schmeckts besser!


Neulich waren Charlotte und ich mit Lord Roughebone unterwegs. Er erklärte uns blümerant wortreich und einleuchtend, dass wir von den Supermärkten nur noch mit Dreck abgefüllt werden, der aus den ewig gleichen Grundkomponenten wie Zucker, Fett, Soja, Salz, Stärke etc. hergestellt wird.


Das Essen, vornehmlich das Gemüse, Brot und Fleisch, würde eigentlich nach gar nichts mehr schmecken. Deshalb war Lord Roughebone zur Erkenntnis gelangt, dass man das Brot nur noch beim Biobäcker Scharrenberg und das Gemüse und Fleisch nur noch vom Demeter-Bauernhof bei Bauer Käfer beziehen könne. Ich habe schon von anderer Seite gehört, dass unsere Böden ausgelaugt wären, dass bestimmte Mineralien wie beispielsweise Bor und nützliche Bioorganismen kaum in der ausgelaugten Ackererde vorhanden wären und somit in unserer Ernährung fehlten.Nun, Gemüsebauer Käfers Gemüse ist nicht wesentlich teurer als dasjenige beim Grossisten - aber was für Gemüse! Pastinaken, Pak Choi, köstliche Karotten, herrliche Salate!

Bei Bäcker Scharrenberg bot mir unser adliger Freund sein Knusperbrötchen dar: ein Feuerwerk von Brot im Munde! Lord Roughebone kauft nur noch hier sein Brot. So schrullig seine Ansichten auch sein mögen, man kann ihn verstehen. Ich erinnerte mich an einen Herrn aus dem Gentlemens-Club (in welchem ich seit vielen Jahrzehnten Mitglied bin), der mir mit leichtem Bedauern mitteilte, dass er alle Whiskysorten durchprobiert hätte und jetzt leider nur noch die teuersten Brands goutieren könne. 

Die ganzen Teiglinge für unsere Supermarktbrote werden im Supermarkt aufgebacken. Sie werden von wer weiss woher angeliefert, sei es aus Bosnien, Polen, Rumänien oder wo auch immer. Sie werden sicher in irgendeiner himmeltraurigen Grossfabrik voll unglücklicher und ausgebeuteter ArbeitsklavInnen hergestellt. Die verwendeten Mehle seien allein schon von fragwürdiger Qualität, meinte Lord Roughebone, weil da Enzyme entzogen worden seien, die der Herr Scharrenberg nachträglich wieder hinzumischen würde… Kurzum: Bäcker Scharrenberg bäckt seine Brote wie vor hundert Jahren! Geschmack! Wir wollen Geschmack! Wann haben Sie zum letzten mal eine Tomate mit Geschmack gegessen?

Heute überlassen wir unsere Nahrung dem gierigen Staat und seinen Schützlingen Nestlé, Glencore und Monsanto. Wir müssen zurück in die gute alte Zeit, als jeder seines Glückes eigener Schmied war. Wir müssen wieder für uns selbst sorgen. Und damit hätten wir Gott weiss genug zu tun. Arbeitslosigkeit würde zum Unwort werden. 

Unsere Nahrung wäre besser, wir wären glücklicher, würden weniger Dreck in uns hineinschaufeln und sogar weniger essen, weil eine Biokartoffel aus einem gut behandelten Boden so nahrhaft ist wie fünf Billigkartoffeln, von denen die Hälfte weggeworfen wird. Eine Hälfte der Hälfte wird bereits beim Bauern und beim Grosshandel vernichtet, weil die Kartoffeln nicht der "Norm" entsprechen. Die andere Hälfte landet im Container des Supermarkts. Das ist grob gerechnet. Aber scrollen Sie ruhig runter und sehen sie selbst die Bilder der Wohlstandsverwahrlosung!

Sonntag, 19. Januar 2014

Einmal mehr war es ein denkwürdiger Abend. Sein Denkwürden Herr Goethe, Charlotte und der Gärtner Zottel kletterten in ihre Kutsche, diesmal in hehrer Mission: vier Klappstühle, einen runden Tisch und eine Kanne voll exquisiten Gewürztees im Gepäck mit sich führend machten sie sich auf den Weg zum klärenden Gespräch mit den Hunden der Obrigkeit.

In letzter Zeit häuften sich die Begegnungen am Container mit Sicherheitsleuten, die der Ansicht waren, dass der Abfall des Hochadels bewacht und ungestörterweise seinem echten Daseinszweck, der Vernichtung, zugeführt werden und keinesfalls den Weg in unseren Palast finden sollte.

Da sassen wir denn also, bei zwei Grad, und warteten auf das Auftauchen der Sicherheitskräfte, diesen wackeren, rechtschaffenen Mannen. Es verging eine halbe Stunde. Nichts. Charlotte tanzte im Dreivierteltakt durch den Sicherheitsalarm. Zottel und meine Wenigkeit legten eine Patience um die kalten Minuten herumzubringen. Nichts.

Es schien ein unergiebiger Abend zu werden, und ich war schon etwas missgestimmt, hatte ich doch für den Anlass extra eine flamboyante Rede einstudiert!

Gut denn: um den Abend doch noch zu retten, räumten wir also einige Container aus, und während wir darauf warteten, dass Gärtner Zottel die Droschke herankarrte, entdeckte Charlotte, meine Herzensdame, einen weiteren Container auf dem Nachbarsgelände, einem Gartenbedarfshause. Es stellte sich heraus, dass dieser bis unters Dach mit Saatgut aller Art gefüllt war: mit Rauke, Katzengras, Karotten, Randen, Blumen und vielem mehr! Unglaublich. Knietief watete mein Lustweib im Garten Eden!

Weiter gings, zu anderen Grafschaften auf dem grossen Erdenrund, wo wir reich beschenkt wurden mit Gemüsen, Pasta, Mandarinen, Zimtsterneteig, Nüssen, erlesenen Confitüren, Spekulatiusbrotaufstrich zum Beispiel, ("Dreck!, kläfft Charlotte aus dem Off), knusprigen Fladenbroten und vielem mehr was das Gemüt begehrt. Jedesmal bin ich wieder aufs Erneute fassungslos! Auf dem Nachhauseweg konnte es sich Lady Charlotte nicht verkneifen, beim lokalen Freudenhaus vorbeizuschauen, hineinzugehen und ihre Samen zu verschenken! Gott! Ich wartete derweil in der Droschke und hoffte, keine verirrte Pistolenkugel abzubekommen. Man muss der Frau ihren Willen lassen.
Diese nächtlichen Aktionen setzen mir in einer ungeahnten Art und Weise zu. Beispielsweise kann ich den Umstand kaum verkraften, dass all dieses gefundene Fleisch von Tieren stammt, deren Dasein eine einzige Qual, und deren Ableben eine einzige Sinnlosigkeit darstellt. Unser royaler Kater lebt nur noch von Forellen und rotem Rindsfleisch. Seinem Verdauungstrakt kommt diese Diät doch sehr entgegen. Ein schwacher Trost.

Um zwei Uhr morgens schiebt Charlotte rote Fleischstücke durch den Fleischwolf. Gärtner Zottel schnarcht bereits in seiner Kajüte. Filmriss, so wie's aussieht. Ich werde im späteren Verlauf des Tages meine Kochschürze umbinden und mich dem Sugokochen widmen.

Es stimmt mich froh und traurig zugleich, so eine Nacht wie heute. Froh und dankbar, für all diese Schätze, traurig, weil ich realisiere wie krank unsere Gesellschaft geworden ist. Ich lege mich in mein indonesisches Himmelbett, und endlose Kolonnen von Containern ziehen im Halbschlaf über meine Kopfleinwand. Jetzt nur nicht an die Armen auf dieser Welt denken, die Hunger leiden. Oh, schon passiert, zu spät.




Donnerstag, 9. Januar 2014

Bilanz

Geil wars in der Galerie Karussell. An der Ausstellung Crash & Trash im September 2013 zeigten wirklich alles, was wir so hatten. Und blieben bis zum Schluss angezogen.