Sonntag, 19. Januar 2014

Einmal mehr war es ein denkwürdiger Abend. Sein Denkwürden Herr Goethe, Charlotte und der Gärtner Zottel kletterten in ihre Kutsche, diesmal in hehrer Mission: vier Klappstühle, einen runden Tisch und eine Kanne voll exquisiten Gewürztees im Gepäck mit sich führend machten sie sich auf den Weg zum klärenden Gespräch mit den Hunden der Obrigkeit.

In letzter Zeit häuften sich die Begegnungen am Container mit Sicherheitsleuten, die der Ansicht waren, dass der Abfall des Hochadels bewacht und ungestörterweise seinem echten Daseinszweck, der Vernichtung, zugeführt werden und keinesfalls den Weg in unseren Palast finden sollte.

Da sassen wir denn also, bei zwei Grad, und warteten auf das Auftauchen der Sicherheitskräfte, diesen wackeren, rechtschaffenen Mannen. Es verging eine halbe Stunde. Nichts. Charlotte tanzte im Dreivierteltakt durch den Sicherheitsalarm. Zottel und meine Wenigkeit legten eine Patience um die kalten Minuten herumzubringen. Nichts.

Es schien ein unergiebiger Abend zu werden, und ich war schon etwas missgestimmt, hatte ich doch für den Anlass extra eine flamboyante Rede einstudiert!

Gut denn: um den Abend doch noch zu retten, räumten wir also einige Container aus, und während wir darauf warteten, dass Gärtner Zottel die Droschke herankarrte, entdeckte Charlotte, meine Herzensdame, einen weiteren Container auf dem Nachbarsgelände, einem Gartenbedarfshause. Es stellte sich heraus, dass dieser bis unters Dach mit Saatgut aller Art gefüllt war: mit Rauke, Katzengras, Karotten, Randen, Blumen und vielem mehr! Unglaublich. Knietief watete mein Lustweib im Garten Eden!

Weiter gings, zu anderen Grafschaften auf dem grossen Erdenrund, wo wir reich beschenkt wurden mit Gemüsen, Pasta, Mandarinen, Zimtsterneteig, Nüssen, erlesenen Confitüren, Spekulatiusbrotaufstrich zum Beispiel, ("Dreck!, kläfft Charlotte aus dem Off), knusprigen Fladenbroten und vielem mehr was das Gemüt begehrt. Jedesmal bin ich wieder aufs Erneute fassungslos! Auf dem Nachhauseweg konnte es sich Lady Charlotte nicht verkneifen, beim lokalen Freudenhaus vorbeizuschauen, hineinzugehen und ihre Samen zu verschenken! Gott! Ich wartete derweil in der Droschke und hoffte, keine verirrte Pistolenkugel abzubekommen. Man muss der Frau ihren Willen lassen.
Diese nächtlichen Aktionen setzen mir in einer ungeahnten Art und Weise zu. Beispielsweise kann ich den Umstand kaum verkraften, dass all dieses gefundene Fleisch von Tieren stammt, deren Dasein eine einzige Qual, und deren Ableben eine einzige Sinnlosigkeit darstellt. Unser royaler Kater lebt nur noch von Forellen und rotem Rindsfleisch. Seinem Verdauungstrakt kommt diese Diät doch sehr entgegen. Ein schwacher Trost.

Um zwei Uhr morgens schiebt Charlotte rote Fleischstücke durch den Fleischwolf. Gärtner Zottel schnarcht bereits in seiner Kajüte. Filmriss, so wie's aussieht. Ich werde im späteren Verlauf des Tages meine Kochschürze umbinden und mich dem Sugokochen widmen.

Es stimmt mich froh und traurig zugleich, so eine Nacht wie heute. Froh und dankbar, für all diese Schätze, traurig, weil ich realisiere wie krank unsere Gesellschaft geworden ist. Ich lege mich in mein indonesisches Himmelbett, und endlose Kolonnen von Containern ziehen im Halbschlaf über meine Kopfleinwand. Jetzt nur nicht an die Armen auf dieser Welt denken, die Hunger leiden. Oh, schon passiert, zu spät.




Donnerstag, 9. Januar 2014

Bilanz

Geil wars in der Galerie Karussell. An der Ausstellung Crash & Trash im September 2013 zeigten wirklich alles, was wir so hatten. Und blieben bis zum Schluss angezogen.