Montag, 19. August 2013

Fleisch und Plastik


Zwei Wochen Ferien. Sonne, Sand, Meer. Keine einzige Solarzelle da, auf den Dächern dieser Insel in der Türkei, um all das Gratissonnenlicht abzuernten. Dumm, dumme Menschen. Oder schlicht und ergreifend wieder mal kein Geld da für die wesentlichen Dinge.

Eine Flaniermeile, zwei Kilometer lang, mit Restaurants, Bars, und Fastfood-Lokalen. "Ihr seid Vegetarier? Hm, das wird schwierig." Der Sohn des Vermieters lässt uns spüren, was er von Vegetariern hält, nämlich nichts. Tatsächlich gibt es überall nur Fleisch, und das nicht zu knapp. Zwei Stände verkaufen Baked Potatoes. Immerhin. Wir finden ein paar Lokale mit Tomatensalat. 
Alle trinken Wasser aus PET-Flaschen – Plastik, so weit das Auge reicht. Das ist überall so, und wir nehmen das einfach als gegeben hin. Die Strände und Büsche sind voller Müll. Ich mag nicht hochrechnen, wie viel Plastik wohl draussen auf dem Meer herumdümpelt.

Wir gehen zum Markt, wo wir herrliches Gemüse finden – Auberginen, Okra, Zwiebeln, Knoblauch, Portulak, Tomaten, Gurken – und kochen selber. In diesen Ferien beschliessen wir einiges für die Zukunft: keine Getränke mehr aus Plastikflaschen, das Essen lieber von zu Hause mitnehmen, wenn man wo hingeht.

Überall sehe ich ungenutztes Potenzial, Dummheit, Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit. Das tut einfach nur weh. Charlotte weint auf dem Nachhauseflug. 

Auf der Ferieninsel lassen wir uns tätowieren: Das Anarchie-Zeichen auf den Oberarm. Charlotte in rot, ich in schwarz. Für mich ein klares und starkes Statement, dass ich fortan keinerlei Herren mehr über mir dulden werde. Diese Tätowierung soll mich mein ganzes Leben daran erinnern. Der gemeine Bürger setzt ja "Anarchie" mit dem Begriff "Chaos" gleich und glaubt, die Angelegenheit damit erledigt zu haben. Dabei geht es vielmehr um die Vision von Obrigkeitslosigkeit und Eigenverantwortung. Der werte Kollege Alan Moore sagt es hier sehr schön: 

Alan Moore on anarchy

Containerkollege Zottel fährt heute nach Norwegen. "Nimm die Türklinke mit!" ruft ihm Charlotte nach. "Vielleicht gibts dort ja geile Container."